SSTV – Bildübertragung per Funk
Sehen statt hören |
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Ein bekanntes Problem des Chattens trifft auf auf den Hobbyfunk zu: Man kann seinen Gesprächspartner nicht sehen. Im Gegensatz zum Chat hört man zwar die Stimme, ein Bild sagt ja aber bekanntlich mehr als tausend Worte.
Im Internet kann man mal eben schnell ein JPG Bild rüberschicken, aber wie ist es beim Sprechfunk? Nunja im Prinzip kann man das auch, nämlich via Packet-Radio. Da man dort jede Art von digitalen Daten übertragen kann, geht das natürlich auch mit Bildern. Das Bild wird auch bei schlechter Verbindung unverfälscht ankommen, schliesslich werden die Daten digital übertragen und Fehler können erkannt werden. Allerdings müssen verfälschte Daten wiederholt werden und somit kann die Übertragung eines Bildes sehr lange dauern.
Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit Bilder zu übertragen, nämlich vollkommen analog! Die Betriebsart SSTV (Slow-Scan-Television, also Fernsehen mit langsamer Bildabtastung) wurde schon entwickelt, als an PCs noch nicht zu denken war. Die Übertragung der Standbilder erfolgt dabei vollkommen analog, nämlich durch unterschiedlich helle Töne, die die Bildinformationen angeben. Es wird nur die Bandbreite eines normalen Sprechfunkkanals benötigt. Als Bildschirme wurden damals noch monochrome Bildröhren mit langer Nachleuchtdauer verwendet.
Analog – aber mit Computer! |
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Heutzutage wird dafür natürlich ein Computer benutzt – Obwohl das Übertragungsverfahren nicht digital ist. Der entscheidene Vorteil gegenüber Packet-Radio ist, daß das Bild in einer festen Zeit übertragen werden kann. (je nach Betriebsart sind das ca. 36 Sekunden) Die Nachteile dafür sind, daß Übertragungsstörungen auch unweigerlich zu Bildstörungen führen, und daß die Daten direkt übertragen werden müssen und nicht über ein digitales Netz.
In der Praxis |
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Wer in die Betriebsart SSTV einsteigen möchte, wird sich nicht gleich ein teures Mikrofon mit Kamera (s. obiges Bild) zulegen, sondern den eigenen PC benutzen. Man braucht einen PC (ab 486) mit Soundkarte, ein Funkgerät, passende Kabel und natürlich Software. Diese gibt es kostenlos für Linux und Windows, Downloadlinks finden Sie am Ende des Artikels. Die Windows-Software ist zwar schon etwas veraltet, dafür aber kostenlos. Neuere Programme sind Shareware und müssen registriert werden, da sonst bei gesendeten Bildern der Schriftzug “Demo” eingeblendet wird. Die Linux-Software dagegen wird wie üblich als Quellcode geliefert und ist natürlich völlig kostenfrei.
Wer einsteigen möchte, sollte sich zunächst einmal am Empfang der Bilder versuchen. Dazu wird der Lautsprecherausgang des Funkgeräts (z.B. Kopfhörerbuchse) mit dem Line-In Eingang der Soundkarte verbunden. Nun muss eigentlich nur noch die Software gestartet und das Gerät auf die richtige Frequenz eingestellt werden. Die Software beginnt meist automatisch mit der Darstellung eines empfangenen Bildes. Ansonsten genügt das Klicken auf einen Empfangsknopf.
Wo findet man eine Frequenz auf der Bilder übertragen werden?
Wo kann man SSTV empfangen? |
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In den CB- und Schwarzfunkbereichen gibt es keine festgelegten SSTV-Frequenzen. Da es sich um eine analoge Betriebsart handelt, darf sie auf jedem Kanal benutzt werden und ist nicht auf die sechs Kanäle zur digitalen Datenübertragung festgelegt. Im 11m Freeband, in dem Schwarzfunker aus der ganzen Welt tätig sind, wird auch oft SSTV betrieben. Ebenso im 45m Band bei 6.6 MHz. Am einfachsten findet man SSTV Betrieb, wenn man in die Frequenz reinhört und die Betriebsart an den charakteristischen Tönen erkennt. Deshalb gibt es hier eine Hörprobe zum Download:
sstv.mp3, 38kByte, 9s
Das regelmässige “Klopfen” ist übrigens jeweils die Umschaltung auf eine neue Bildzeile.
Im Amateurfunk gibt es feste Anruffrequenzen die für SSTV vorgesehen sind. Wer also über einen Kurzwellenempfänger verfügt, findet dort am ehesten interessante Signale.
Die folgenden Frequenzen sind für SSTV-Betrieb im Amateurfunkdienst zugelassen (empfangen darf hier jeder, Senden dürfen aber nur lizensierte Funkamateure):
Band | Frequenz |
80m | 3,730 – 3,740 MHz |
40m | 7,035 – 7,045 MHz |
20m | 14,225 – 14,235 MHz |
15m | 21,335 – 21,345 MHz |
10m | 28,675 – 28,685 MHz |
2m | 144,500- 144,800 MHz |
70cm | 433,400 MHz |
Auf den Kurzwellenbändern bis 10m wird SSTV normalerweise in der Modulationsart SSB betrieben. Ein reiner AM/FM Empfänger (z.B. viele Scanner) reicht also zum Empfang nicht aus. Auf CB-Funk und UKW-Frequenzen betreibt man SSTV auf FM. Dies vereinfacht die Empfängereinstellungen erheblich. Bei SSB-Betrieb ist die Einstellung der genauen Frequenz etwas komplizierter, meist gibt die Software aber Hilfestellungen.
Die Bedienungsanleitung der Software sollte man ohnehin gelesen haben. Viele Soundkarten machen nämlich eine nachträgliche Korrektur der Abstastfrequenz nötig. Unterlässt man dies, so ist das Bild recht schief und schräg.
Das nebenstehende Bild stammt übrigens von einer SSTV-Übertragung aus der ehemaligen Raumstation MIR. Auch die neue Raumstation ISS ist wieder mit einer SSTV Ausrüstung ausgestattet.
Selbst senden |
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Wer eine zeitlang Bilder empfangen hat, möchte natürlich auch selbst senden. Natürlich sollte man nicht einfach irgendwo drauflossenden, sondern sich zunächst über Sprechfunk absprechen, damit auch jemand mit seinem Rechner empfangsbereit ist und die Bilder sehen kann.
Zum Sendebetrieb muß das Adapterkabel von der Soundkarte zum Funkgerät erweitert werden. Der Line-Out Ausgang wird dabei einfach auf den Mikrofoneingang des Funkgerätes gelegt. Beim Senden ist auf den richtigen Signalpegel zu achten, damit das eigene Signal weder zu leise noch übersteuert ist. Es wird empfohlen, mit einem Kontrollempfänger bei den ersten Sendeversuchen mitzuhören.
Bei den ersten Tests muß man den Sender des Funkgerätes von Hand tasten. Es gibt jedoch auch Anleitungen für eine Hardware die das automatisch tut. Auch die Verwendung der seriellen oder paralellen Schnittstellen zur Sendesteuerung ist möglich. Weitere Auskünfte gibt hier das Handbuch zur verwendeten Software. Somit lässt sich z.B. eine vollautomatische SSTV-Station aufbauen, die das Bild einer Webcam automatisch aussendet, oder eben nachdem sie per Sprech- oder Datenfunk ferngesteuert wurde. Optimal eigenet sich hierfür die Software unter Linux, die automatisch per Script aufgerufen werden kann.
Weiterführende Links:
- QSSTV: SSTV Software für Linux
- W95SSTV: SSTV Software für Windows Achtung: Beim Senden ist die gesetzliche Lage im jeweiligen Land des Senderstandortes zu beachten. Das Senden auf “Schwarzfunkfrequenzen” geschieht auf eigene Gefahr.
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